Achtung Abzocke?! Taxifahren in Agadir als Kreuzfahrttourist – Sightseeing oder Verkaufsveranstaltung?

Auf Kabel 1 gibt es seit Jahren die Sendung „Achtung Abzocke“ mit Peter Giesel. Hier werden Abzocken an beliebten Urlaubsorten der Deutschen mit versteckter Kamera gefilmt und aufgedeckt. An diese Sendung mussten wir bei unserem Aufenthalt in Agadir (Marokko) denken. Warum? Das erzähle ich Euch in diesem Artikel. Und ob es wirklich Abzocke war? Lest selbst!

Zu unserer Kanarenkreuzfahrt Ende 2022 gehörte auch ein Stop in Agadir in Marokko. Ehrlich gesagt, hatte ich mich mit diesem Hafen wenig bis gar nicht beschäftigt. Mein Plan war es, einfach vor Ort zu schauen, ob wir fußläufig irgend etwas unternehmen können. Und ansonsten bleiben wir halt auf dem Schiff. Tatsächlich gab es dann einen von der Reederei angebotenen Shuttle in die Stadt für kleines Geld. Diesen haben wir dann genutzt und uns in die Stadt bringen lassen. Was wir dort machen und uns anschauen wollen?! Das hatten wir noch immer nicht geplant. „Einfach treiben lassen“ war meine Idee.

Ausstiegsort dieses Shuttles war am Place Al Amal. Es waren bereits einige Taxifahrer vor Ort, als der Bus auf den Platz einbog. Und in dem Moment, als der Busfahrer den Bus abstellte, spielten sich Szenen wie im Piranhabecken ab. Die Türen des Busses öffneten sich, und die Taxifahrer fielen auf die aussteigenden Passagiere ein wie Piranhas auf ihre Beute. Jeder Taxifahrer wollte einen Passagier „abgreifen“, egal ob dieser wollte oder nicht.

Wir haben den ersten Taxifahrer auch noch gut abwimmeln können. Schließlich wollten wir keine Taxifahrt machen, sondern zu Fuß die Stadt erkunden. Der zweite Taxifahrer war jedoch hartnäckiger und folgte uns noch einige Meter weg vom Getümmel. Er versuchte, uns als Fahrgäste zu akquirieren und pries seine Tour an: Fahrt hoch zur Kasbah, Besuch der großen Moschee und des Marktes. Anschließend wieder zum Place Al Amal. Ca. 3 Stunden Fahrt für 30 EUR. Zuerst lehnten wir sein Angebot mehrmals ab. Als uns dann aber bewusst wurde, dass wir auch nicht genau wussten, was es in Agadir zu Fuß eher zu entdecken gab, nahmen wir sein Angebot doch an. Dem Taxifahrer kam sehr zugute, dass er einen vertrauenserweckenden Eindruck machte und etwas Deutsch sprach. Seinen Preis hatte er zwischenzeitlich selbstständig auf 25 EUR gesenkt.

Also hieß es: ab in den orangefarbenen Dacia Logan und los!

Wie angekündigt, war der erste Stop an der Kasbah hoch oben über den Dächern Agadirs. Hier ließ uns der Taxifahrer – er hieß übrigens Ahmed – die Umgebung auf eigene Faust erkunden. Eine Zeit gab er nicht mit. Wir sollten zurück zum Taxi kommen, wenn wir fertig sind. Die Kasbah ist zwar ein geschichtsträchtiger Ort. Sie beherbergte bis zum großen Erdbeben 1960 weite Teile der Altstadt Agadirs. Durch das Erdbeben wurde die Stadt nahezu vollständig zerstört, viele Menschen starben. Die Stadt wurde bzw. wird noch immer am Fuße des Berges/Hügels wieder aufgebaut. Auch die Kasbah wird noch immer wieder aufgebaut bzw. restauriert. Ein Besuch im inneren war – zumindest zum Zeitpunkt unseres Besuches Ende November 2022 – noch nicht möglich. Somit konnten wir uns die Anlage lediglich von außen anschauen, einen Blick über die Stadt raus aufs Meer werfen und uns die Tafeln zur Geschichte Agadirs anschauen. Es gab dort also nicht so viel zu entdecken, so dass wir ca. nach 15 Minuten wieder zum Taxi zurückgelaufen sind. Unterwegs hatte uns Ahmed schon entdeckt und uns noch etwas zur Geschichte der Kasbah erzählt.

Während der Fahrt zum zweiten Stop – der großen Moschee – fiel dann erstmals die Aussage „Danach fahre ich zu Frau, macht Arganöl“. Mein Mann und ich ahnten nichts gutes. Wird das hier etwa eine Verkaufsfahrt zu einem „Geschäft“, in dem man dann „festgehalten und genötigt wird, etwas zu kaufen“?! Wir sind erstmal nicht weiter darauf eingegangen und haben uns an der großen Moschee aussetzen lassen. Hier kam Ahmed mit und machte noch einige Fotos von uns vor der Moschee. Wir hätten diese auch von innen besichtigen können. Dies haben wir jedoch abgelehnt, so dass die Fahrt recht zügig wieder weiter ging.

Erneut fiel der Hinweis, dass wir nun zu einer Frau fahren werden, die Arganöl herstellt. Ahmed ließ uns vor einem Geschäft mit dem Namen „Planet Product“ aussteigen. Von außen sah das Geschäft recht modern und vertrauenserweckend aus. Wir gingen also hinein und Ahmed und die Mitarbeiter innerhalb des Geschäftes redeten einige Worte auf arabisch, die wir natürlich nicht verstanden. Was wir jedoch sehen konnten war, dass dort bereits ein paar andere Taxifahrer saßen, die ihre Kundschaft ebenfalls zu diesem Geschäft gebracht hatten.

Sodann holte uns eine Frau ab, begrüßte uns in sehr gutem Deutsch und bat uns, vor einem Fernseher platz zu nehmen. Daneben saß eine alte Dame, die händisch mit einer Mühle die Nüsse aus der Frucht des Arganbaumes mahl. Uns wurde ein kurzer Film gezeigt, der das Leben der „Arganfarmer“ und die Herstellung des Arganöls aufzeigte. Anschließend nahm uns die Dame mit in einen Ausstellungsraum und zeigte uns die dortigen Produkte. Hier waren von Arganöl über Cremes und Gewürze viele Produkte im Angebot. Sie erklärte einiges, nannte uns die Preise in EUR und stellte klar, dass man nicht gezwungen sei, etwas zu kaufen. Anschließend schauten wir uns noch die hauseigene Produktionsstätte im Keller des Hauses an.

Wir nahmen aus dem Verkaufsraum noch eine Creme und das Gewürz Ras El Hanout mit und gingen gemeinsam zur Kasse. Wir bezahlten unseren Einkauf und vertrauten darauf, dass der Umrechnungskurs stimmte. Damit hatten wir uns natürlich im Vorfeld nicht beschäftigt. Schließlich wollten wir nur etwas zu Fuß durch die Stadt schlendern. Ahmed wartete an der Kasse auf uns und weiter ging die Fahrt zum letzten Stop, dem Markt.

Ahmed hielt an einem Parkplatz an, vereinbarte eine Dauer unseres Aufenthaltes (30 Minuten) und wies mehrfach darauf hin, dass er vor Ausgang Nr. 10 warten würde. Ich wunderte mich, dass er dies so oft wiederholt hatte, beließ es jedoch dabei. Als wir in den Markt gingen, wusste ich aber schlagartig, warum er dies so betont hatte. Der Markt von Agadir ist wirklich riesig! Es gibt hier die verschiedensten Waren zu kaufen. Von Gewürzen über Bekleidung, Haushaltswaren bis hin zu Möbeln. Ja, Du hast richtig gelesen. Es gibt diverse Händler dort, die Möbel anbieten. Betten, Schränke, Couchgarnituren und Babyzimmer-Ausstattung. Vor Ort wird die Holzfarbe und der Bezug ausgewählt und das Möbelstück auch hergestellt.

Nach den vereinbarten 30 Minuten kehrten wir zum Taxi zurück und Ahmed schlug vor, uns am Strand abzusetzen, damit wir dort noch ein wenig entspannen konnten. Nachdem er uns erklärt hatte, wie wir vom Strand zurück zum Place Al Amal kommen, willigten wir ein.

So war unsere Taxifahrt nach guten 2,5 Stunden zu Ende. Die Fahrt hat uns gut gefallen und entpuppte sich ja Gott sei Dank doch nicht als Abzocke. Ahmed fuhr sehr sicher und gut durch den Verkehr, erzählte zwischendrin noch von Land und Leuten und gab uns an jedem Ort ausreichend Zeit, um diesen zu erkunden. Wir würden eine Fahrt mit Ahmed daher uneingeschränkt weiterempfehlen. Natürlich hat Ahmed nach Ende der Fahrt auch noch ein Trinkgeld erhalten.

Falls Du auch eine Fahrt mit Ahmed durch Agadir machen möchtest, melde dich gerne bei mir. Ich habe seine Nummer und kann sie Dir gerne weitergeben.

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