Nachdem wir New York bei starkem Nebel verließen, erreichten wir nach einem genauso nebeligen Seetag Boston bei bestem Spätsommerwetter. Wir hatten für diesen Tag keinen Ausflug gebucht, sondern wollten uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt machen um dort den Freedom Trail entlangzugehen. Der Freedom Trail ist ein Pfad quer durch Boston, der 17 historische Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadt verbindet. Man kann dabei quasi gar nicht vom Weg abkommen, da dieser durch eine durchgezogene rote Linie auf dem Fußboden markiert ist, so dass man unterwegs auf einem Blick sieht, ob man noch auf dem richtigen Weg ist.

Der Freedom Trail beginnt am Boston Common, dem ältesten öffentlichen Park der Vereinigten Staaten. Im Park befinden sich viele Denkmäler bedeutender amerikanischer Persönlichkeiten, wie z.B. Robert Gould Shaw, einem Offizier im amerikanischen Bürgerkrieg. Direkt gegenüber des Monumentes steht das Massachusetts State House, der Regierungssitz des Commonwealth of Massachusetts. Dessen goldene Kuppel steht über den Dächern der anderen Bauwerke und zieht so bereits von weitem die Blicke auf sich.
Von hier aus führt der Weg direkt in die Innenstadt Bostons, vorbei an historischen Kirchen und Friedhöfen, auf dem sowohl Opfer des Boston Massakers von 1770 als auch Samuel Adams, einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, begraben sind.

Wenn wir von der amerikanischen Geschichte sprechen, darf natürlich ein Name nicht fehlen: Benjamin Franklin. Natürlich hat auch er eine Statue in Boston auf dem Freedom Trail erhalten, schließlich war er einer der Gründerväter Amerikas. Direkt am Standort der Statue befinden sich außerdem die Old City Hall, eine Statue von Josiah Quincy, dem zweiten Bürgermeister Bostons, sowie einem goldenen Esel – dem Sinnbild der Demokraten.
Das Besondere an den Sehenswürdigkeiten des Freedom Trail ist, dass die historischen Gebäude teilweise komplett von neuen Gebäuden und auch Hochhäusern umgeben sind. Besonders faszinierend fand ich dies beim Old State House, dem alten Rathaus von Boston. Dieses kleine, alte Gebäude aus roten Backsteinen wirkt irgendwie ein bisschen Fehl am Platz, aber gerade dies fand ich wunderbar anzuschauen und macht Boston aus!

Nach ein paar Schritten führte uns der Freedom Trail nun zur Faneuil Hall und zum Quincy Market. Hier sind viele Restaurants ansässig, so dass sich der Ort prima für einen kleinen Snack zwischendurch oder auch für ein Mittag- oder Abendessen eignet. Natürlich darf hier der Lobster nicht fehlen! Wir haben uns hier nicht gestärkt, sondern ich habe mich dem Shopping Wahn ergeben – hier ist nämlich eine Filiale von Victoria’s Secret ansässig 🙂
Waren die einzelnen Stationen des Freedom Trails bislang noch nah beieinander gelegen, so wird es nach Verlassen des Quincy Markets etwas weitläufiger. Aber so sieht man auch mehr vom wunderschönen Boston! Egal ob urige Restaurants, schöne Parks oder einfach der Ausblick auf die Skyline – Boston hat mich ziemlich schnell verzaubert!
Der Freedom Trail führt einen durch den Stadtteil North End, aufgrund der hohen Anzahl italienischer Einwanderer auch liebevoll „Little Italy“ genannt. Hier steht auch das Paul Revere House. Dieses Haus wurde 1680 errichtet und auch heute noch sind große Teile des Baukörpers im Original erhalten. In diesem Haus wohnte Ende des 18. Jahrhunderts der amerikanische Freiheitskämpfer Paul Revere.
Die letzten Stationen des Freedom Trail sind weiter nördlich im Stadtteil Charlestown gelegen. Nach einem Gang über die North Washington Street Bridge hält man sich rechts und gelangt direkt in das ehemalige Boston Navy Shipyard, einer ehemaligen Marinewerft. Hier liegt die USS Constitution, das älteste noch seetüchtige Kriegsschiff der Welt. Es ist komplett aus Holz und wurde 1798 in Dienst gestellt. Inzwischen dient es der Repräsentation der US Navy bei öffentlichen Anlässen und Empfängen.
Der Freedom Trail endet nach etwa 4 km am Bunker Hill Momument. Diese Säule wurde zu Ehren der Schlacht von Bunker Hill, der ersten richtigen Schlacht des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, errichtet. Wurde bereits 24 Jahre nach Ende der Schlacht an dieser Stelle bereits eine Holzsäule errichtet, so bestand weitere 30 Jahre später der Wunsch nach einem beständigeren und auffälligerem Momument. Aufgrund Geldmangels und dem notwendigen Bau der ersten Eisenbahnstrecke Amerikas dauerte es weitere 20 Jahre bis zur Eröffnung. Der Obelisk kann besichtigt werden. Über 294 Treppenstufen erreicht man die Spitze des Obelisken und soll einen spektakulären Blick auf die Stadt haben. Dies kann ich nicht beurteilen, da wir den Weg nach oben nicht genommen haben.

Stattdessen sind wir zu Fuß den Rückweg Richtung Schiff angetreten. Hierbei haben wir noch einen Schlenker durch die Innenstadt genommen und haben uns diese noch ein wenig angeschaut und natürlich auch ausgiebig geshoppt 🙂
Ein wunderschöner Tag in Boston ging zu Ende und nach ca. 15 km Fußmarsch waren wir auch froh, als wir den Sonnenuntergang und unser Leben bei einem Glas Sekt auf unserem Balkon genießen konnten 🙂
